Lutz digitales Spiele-Café

Episode 7:

Hallo,

Seit dem Kauf der roten D&D Box haben mich Rollenspiele begleitet. Die Faszination, mit ein paar Regeln eine ganze Welt zu erschaffen, hat mich seit dem nicht mehr losgelassen. Warum? Was ist das Besondere an Fantasy-Rollenspielen?

Erinnern sie sich noch an das Gefühl, als sie den ersten Star Wars oder Indiana Jones Film gesehen haben? Wie sie in ihrem Kinosessel saßen mit den verschiedenen Charakteren mitfieberten, dem edlen Obi Wan, dem liebenswerten Schmuggler und Hallodri Han Solo, der liebreizenden, aber sehr schlagfertigen Prinzessin Lea und dem unsicheren und zweifelnden Luke Skywalker. Haben sie nicht auch mitgefiebert bei deren Weg von Aufgabe zu Aufgabe, hofften, dass sie auch die nächste Herausforderung überstehen und eine Lösung finden würden. Trotz all dieser Emotionen waren wir nur Zuschauer, passiv in die Geschichte eingebunden.

Beim Rollenspiel sind die Spieler keine Zuschauer, sondern die Akteure, die Charaktere, Abenteurer oder auch Helden genannt werden. Durch die Entscheidungen der Spieler (im besten Fall gemeinsame Entscheidungen) nehmen diese Einfluss auf den Ablauf der Geschichte. Im Film ist der Ablauf und das Ende bestimmt, im Rollenspiel nicht.

Dabei kommt der beste Rechner der Welt zum Einsatz, unser Gehirn, denn unser Gehirn besitzt die beste Grafikkarte, den besten Soundchip und den schnellsten Prozessor. Mithilfe von einigen einfachen Utensilien, Bleistift, Papier, Würfel, zum Veranschaulichen noch einen Plan und bemalte kleine Zinnfiguren, die die Charaktere darstellen, entsteht ein Film in unserem Kopf.

Wie auch beim Film oder im Theater gibt es beim Fantasy-Rollenspiel einen Regisseur, den sogenannten Spielleiter oder Master. Wobei die Bedeutung des Wortes Spielleiter wichtig ist. Er sollte das Spiel leiten, nicht die Charaktere führen. Der Spielleiter übernimmt alle Rollen und Funktionen, die zum Drehen eines Films notwendig sind. Er ist der Erzähler, der beschreibt, was die Spieler sehen. Er spielt die Personen, denen die Spieler mit ihren Charakteren begegnen. Er wickelt die Entscheidungen der Spieler gemäß den Regeln ab. Keine leichte Aufgabe für den Spielleiter, vor allem eine sehr aufwendige. Deshalb war es zu erwarten, als die Rechenleistung der Rechner dies zuließ, dass die Rolle des Spielleiters eine KI übernahm. Aber nicht nur digitale Spiele versuchten den Spielleiter zu ersetzen, auch viele Brettspiele erschienen mit dieser Zielsetzung, unterschieden sich meist durch die Fokussierung auf unterschiedliche Schwerpunkte wie Kampf, Taktik, Ausspielen der Rolle.

Immer wieder rede ich von Entscheidungen, die getroffen werden müssen, aber wie läuft die Entscheidungsfindung ab? Die Entscheidungen und die Folgen daraus werden mit einem oder mehreren Würfelwürfen entschieden. Dazu stehen unterschiedliche Würfelformen zur Verfügung, die die unterschiedlichen Zahlenreihen abdecken. Sehr exotisch sieht der 4-seitige Würfel aus, der die Form einer Pyramide hat und die Zahlen von 1-4 abdeckt. Mit zwei 10-seitigen Würfeln ist es möglich, Prozentwerte zu würfeln. Ein Würfel entspricht der Einer-Stelle und ein Würfel der Zehner-Stelle.

Natürlich hat diese Art der Entscheidungsfindung einen hohen Glücksanteil, der aber durch geschicktes Einsetzen der Fähigkeiten der Mitglieder der Gruppe reduziert und somit das „Schicksal“ beeinflusst werden kann. Es macht keinen Sinn, einen ungeschickten Charakter auf einem Seil balancieren zu lassen. Einen ungerüsteten Charakter in den Nahkampf zu schicken, in dem er voraussichtlich bei einem Treffer eines Angreifers alle Lebenspunkte verliert und stirbt.

Sie haben richtig gehört, bei dem Spiel können die Charaktere auch sterben, was dazu führt, dass die Spieler ihre Entscheidungen mit Bedacht treffen, um den eigenen Charakter nicht zu gefährden. Dies kann zu intensiven Diskussionen unter den Spielern führen, die alle ihren Charakter nicht gefährden wollen, nach dem Motto „geh‘ du mal vor, ich sichere nach hinten ab!“ Das macht auch den Spaß des Spiels aus, die Gespräche und Diskussionen der Spieler untereinander bei der Suche nach einer Lösung für ein anstehendes Problem. Sei es die Überwindung einer verschlossenen Tür, das Beseitigen eines Hindernisses oder die Konfrontation mit einer Gruppe übel gelaunter Angreifer. Vieles an Rätseln, die in Rollenspiel-Abenteuern zu lösen sind, finden sich auch in den „Exit“-Spielen wieder.

Besonders viel Spaß macht Rollenspiel mit Kindern, die viel schneller dafür zu gewinnen sind und sich gerne auf ein „Abenteuer“ einlassen.

Der leider schon verstorbene Uli Kiesow hatte dazu eine wunderbare Junior Version des Schwarzen Auges herausgegeben. Die Hintergründe für die Abenteuer sind bekannte Bücher wie die Schatzinsel oder Tom Sawyer. In den Abenteuern geschieht es, dass die Bösewichte den Ablauf in den Büchern zu ihren Gunsten verändern. Da schlägt die Stunde der Spieler, die als Mitglieder vom „Geheimbund des Schwarzen Auges“ auf magische Weise in die Bücher als Eingreiftruppe „die Büchergarde“ versetzt werden und den ursprünglichen Ablauf wiederherstellen sollen.

Die Begeisterung, die vor Aufregung roten Gesichter und das gebannte Schweigen, immer wenn es zu einem Würfelwurf kommt, dann der Aufschrei, der Jubel, wenn der Wurf erfolgreich war. Und das alles ohne ein digitales Gerät, alles nur mit der eigenen Vorstellungskraft, der eigenen Fantasie.

Aber ähnliches habe ich auch mit Erwachsenen erlebt, die in einer ausweglosen Lage waren und vor Freude jubelten und herum hüpften, als sie sich aus dieser Lage befreien konnten.

Sie schauen mich an, als würden sie mir nicht glauben. Probieren sie es aus, wenn sie die Möglichkeit haben, dann werden sie alles verstehen. Bis dahin in meinem kleinen Café.

 

Hello,

Ever since the purchase of the red D&D box, role-playing games have been with me. The fascination of creating an entire world with a few rules has stayed with me ever since. Why? What is so special about fantasy role-playing games?

Do you remember the feeling when you saw the first Star Wars or Indiana Jones movie? How you sat in your cinema seat with the various characters, the noble Obi Wan, the lovable smuggler and rascal Han Solo, the lovely but very quick-witted Princess Lea and the insecure and doubtful Luke Skywalker. Didn’t you also sympathize along their way from task to task, hoping that they would also survive the next challenge and find a solution. Despite all these emotions, we were only spectators, passively involved in the story.

In role-playing, the players are not spectators, but the actors, called characters, adventurers, or even heroes. Through the decisions of the players (in the best case, shared decisions), they influence the course of the story. In a movie, the course of events and the end are determined, but not in a role-playing game.

The best computer in the world is used, our brain, because our brain has the best graphics card, the best sound chip and the fastest processor. With the help of a few simple utensils, pencil, paper, dice, a plan to visualize a surrounding and painted small tin figures that represent the characters, a film is created in our head.

As in film or theatre, fantasy role-playing has a director, the so-called game master. Here the meaning of the word game master is important. He should manage the game, not lead the characters. The game master takes on all the roles and functions that are necessary for making a movie. He is the narrator who describes what the players see. He plays the people the players encounter with their characters. He handles the decisions of the players according to the rules. Not an easy task for the game master, and often a very elaborate one. Therefore, when the computing power of computers allowed it, it was to be expected that the role of the game master would be taken over by an AI. But not only digital games tried to replace the game master, also many board games appeared with this objective, differed mostly by focusing on different priorities such as combat, tactics, playing out the role.

Again and again I talk about decisions that have to be made, but how does decision making work? Decisions and the consequences of them are decided with one or more dice rolls. For this purpose, different dice shapes are available to cover the different number series. Very exotic looks the 4-sided dice, which has the shape of a pyramid and covers the numbers from 1-4. With two 10-sided dice it is possible to roll percentages. One die corresponds to the ones digit and one die corresponds to the tens digit.

Of course, this type of decision making has a high luck component, but this can be reduced by skilfully using the abilities of the members of the group, thus influencing the „fate“. It makes no sense to have an unskilled character balance on a rope or sending an unarmoured character into melee combat, where he is likely to lose all his life points and die if hit by an attacker.

You heard right, in the game characters can also die, which causes players to make their decisions wisely so as not to endanger their own character. This can lead to intense discussions among players, all of whom don’t want to put their character at risk, along the lines of „you go ahead, I’ll back up!“ This is also what makes the game fun, the conversations and discussions among the players as they search for a solution to an upcoming problem. Be it overcoming a locked door, removing an obstacle, or confronting a group of ill-tempered attackers. Many of the puzzles to be solved in role-playing adventures can also be found in „Exit“ games.

Role-playing games are especially fun with children, who are much quicker to win over to them and are happy to get involved in an „adventure“.

Uli Kiesow, who sadly has already passed away, had published a wonderful junior version of the Black Eye. The backgrounds for the adventures are well-known books like Treasure Island or Tom Sawyer. In the adventures it happens that the villains change the course of events in the books in their favour. This is the hour of the players, who as members of the „Secret Society of the Black Eye“ are magically placed in the books as an intervention force „the Book Guard“ and are supposed to restore the original course of events.

The enthusiasm, the faces red with excitement and the spellbound silence, whenever there is a roll of the dice, then the outcry, the jubilation when the roll is successful. And all this without a digital device, everything only with one’s own imagination, one’s own fantasy.

But I have also experienced something similar with adults who were in a hopeless situation and cheered and jumped around with joy when they were able to free themselves from this situation.

You look at me as if you don’t believe me. Try it when you have the chance, then you will understand everything. Until then, in my little café.